Doch von Anfang an: Es gibt einen Demeter-Hof, mit einem fahrenden Marktstand. Dieser steht auch immer Donnerstags direkt vor unserer Schule. Das ist sehr praktisch, kann man doch schnell und unkompliziert einkaufen. Auf Bestellung werden sogar Sonderwünsche erfüllt und Artikel mitgebracht, die sonst nur im Hofladen zu haben wären. Dieser ist für uns sonst einfach zu weit weg. Besagter Marktstand trägt mehrere dicke Demeter-Logos, bietet neben Gemüse vom Hof auch einige andere Standard-Bio-Produkte an. Diese müssen nicht unbedingt Demeter-Qualität haben. Das ist auf der Verpackung auch leicht zu sehen, der geneigte Bio-Käufer kennt die Produkte meist sowieso aus dem normalen Laden. Auch das Gemüse ist nicht unbedingt immer vom eigenen Hof. Das ist aber meist angeschrieben und zumindest auf den zweiten Blick zu erkennen.
Mein Problem sind die Metzgerwaren. Diese werden offen und ohne weitere Kennzeichnung angeboten. Wenn man fragt, sind die Waren natürlich vom Hof selbst. Da würde ich nun davon ausgehen, Demeter-Qualität zu erhalten. Das stimmt aber eben leider nicht. Auf Nachfrage gesteht man nämlich ein, dass in den Wienern Nitritpökelsalz verwendet wird. Das ist laut Demeter-Richtlinien verboten. Aber immerhin erfährt man das wenigstens, wenn man fragt. Bei den anderen Sachen nämlich nicht. Der Kochschinken ist auffällig rosa, so wie man Demeter-Ware eigentlich nicht kennt. Die Verkäuferin konnte keine Antwort geben, wie denn die Farbe zustande kommt, wenn doch kein Nitritpökelsalz verwendet wird.
Nachdem meine Frau es ganz genau wissen wollte, hat sie nochmal telefonisch direkt beim Chef nachgefragt. Zuerst meinte dieser, dass eigentlich keines drin ist. Außerdem brät man Kochschinken doch sowieso nicht an. Dann ist Nitrit doch nicht so schlimm. Aber wir machen durchaus Schinkennudeln und damit spielt es sehr wohl eine Rolle. Nach knapp 15 Minuten rief er dann zurück und hatte sich bei seinem Metzger erkundigt. Diesem gefiel die Farbe nicht, deshalb hat er Nitritpökelsalz verwendet. In Zukunft wird er es nicht mehr tun. Nur noch bei den Wienern und Mettwurst.
Wie kann ein Demeter-Landwirt nicht wissen, was in seiner Ware ist? Demeter macht man nicht zum Spaß. Da gehört schon Idealismus dazu. Welche Zustände müssen da herrschen, dass der Metzger einfach macht was er will? Was treibt der sonst so? Warum kümmert sich der Verantwortliche nicht darum? Ist es ihm egal? Man treibt doch nicht den Mehraufwand die Tiere nach den strengsten Richtlinien zu produzieren um sie dann von einem Metzger, der anscheinend von Bio nichts hält, zu minderer Qualität verarbeiten zu lassen. Oder liege ich da falsch?
Ich finde es ja schlimm genug, dass vor einer Schule Wiener unter einem Demeter-Logo verkauft werden, die eben keine Demeter-Qualität sind. Wer nicht konkret nachfragt, ob Nitritpökelsalz verwendet wird, erfährt es nie. Aber das auch ausgewiesene Demeter-Waren eben keine sind, ist einfach unverschämt.
Rege ich mich da unnötig auf? Oder ärgere ich mich zurecht?
Hinweis: Ich habe lange überlegt ob ich diesen Artikel veröffentlichen soll. Irgendwie finde ich es unfair, jemanden öffentlich "in die Pfanne zu hauen". Letztendlich habe ich mich zur Veröffentlichung entschlossen, aber alle Namen vorher entfernt.