Bereits vor einer Woche wurde die neue Regelung für die Kennzeichnung "Ohne Gentechnik" beschlossen. Ob diese nun gelungen ist oder eher nicht, darüber streiten sich die Gemüter. Eine lange Diskusion dazu ist auch bei den Farmbloggern [Link entfernt, weil Linkziel leider nicht mehr verfügbar] entstanden.
Worum geht es?
Lebensmittel, die ohne Gentechnik hergestellt wurden, dürfen mit dem Label "Ohne Gentechnik" gekennzeichnet werden.
Warum ist das überhaupt nötig, wenn es doch sowieso auf Lebensmitteln angegeben werden muss, wenn Gentechnik verwendet wurde?
Muss es eben nicht.
Wenn aus Gen-Manipuliertem Mais Popcorn hergestellt werden, muss das drauf stehen. Verfüttert man aber den Mais an Hühner oder Kühe, so müssen deren Eier oder Milch eben nicht besonders gekennzeichnet sein. Und immerhin gehen ca. 80% der erzeugten Gen-Pflanzen in die Mägen von Tieren. Organisationen wie foodwatch prangert seit Jahren die Gen-Burger von McDonalds und Greenpeace die Gen-Milch von Müller an.
Also ist doch die Kennzeichnung prima, oder?
Endlich wird es für Hersteller interessant auf Gentechnik zu verzichten, weil sie damit werben können. Aber leider gibt es viele, viele Ausnahmen, wann eben doch Gentechnik drin sein darf, wenn "Ohne Gentechnik" drauf steht. Zu einem sind immerhin 0,9 % Verunreinigungen erlaubt, aber auch, was nicht mehr ohne Gentechnik auf dem Markt erhältlich ist, darf drin sein. Eine Reihe weiterer Ausnahmen führen eben dazu, dass "Ohne Gentechnik" nicht ohne Gentechnik, sondern nur "Weniger Gentechnik" meint.
Da könnte man sich nun prima darüber aufregen, aber ich habe sogar Verständnis für die Politiker. Die haben sich bei den Ausnahmen nämlich an der EU-Bio-Regelung orientiert. Das ist kein dummer Gedanke, finde ich. Nicht, dass ich die EU-Bio-Regelung gut fände. Das ist schon arg grenzwertig, was da alles erlaubt ist, aber immerhin bleibt es so einheitlich. Wer sowieso auf Qualität achtet, wird sich ja auch nicht mehr auf das Bio-Siegel verlassen, sondern vermehrt auf die Marken der Anbauverbände setzen. Aber das ist ein anderes Thema.
Für mich stellt sich nun einfach die Frage, wie Hersteller mit der Kennzeichnung umgehen. Gibt es im Supermarkt die Milch "Ohne Gentechnik" neben der ohne Kennzeichnung? Ist der Bevölkerung klar, dass die fehlende Kennzeichnung dann für "Mit Gentechnik" steht? Dann wäre viel gewonnen. Aber greift der Käufer dann doch zur Billigen, sind die Lippenbekenntnisse der Bevölkerung widerlegt. Denn im Moment spricht sich die Mehrheit ganz klar gegen Gentechnik aus. Wird sich das beim Einkaufen auch zeigen? Wenn nicht, wird es der Gen-Industrie noch viel leichter fallen unsere Politiker zu überzeugen. Vielleicht sollte man daher gar nicht zu laut über die "Ohne Gentechnik"-Regelung schimpfen. Man könnte damit der Gen-Technik in die Hände spielen. Es wird spannend.