Laut einem Bericht der Biowelt (via Bio-Markt.info [Link entfernt, weil Linkziel leider nicht mehr verfügbar]) hat Weleda für das Geschäftsjahr einen Millionenverlust zu verbuchen. Weleda ist ein großer Hersteller von Arzneimitteln und Naturkosmetik, den wohl jeder kennt, der schon einmal einen Bio-Laden betreten hat. Die Verluste sollen weitgehend der Umstellung auf ein neues Datenverarbeitungssystem geschuldet sein. Dadurch wurde Ware im Wert eines hohen einstelligen Millionenbetrages ausgeliefert, aber nicht in Rechnung gestellt. Außerdem musste man Waren mit begrenzter Haltbarkeit in großem Umfang vernichten, weil die gesamte Lagerwirtschaft nicht funktionierte.
Öchz. Da muss ich erstmal schlucken. Wie sehr man doch von der EDV abhängig ist. Große Firmen - und Weleda ist groß - lassen sich ohne Computer nicht mehr steuern. Umstellungen der System sind immer riskant und bedeuten viel Fleißarbeit, auch dort, wo man nicht daran denkt. Das durfte ich bei meinem Serverumzug erst wieder feststellen. Leider gibt es immer noch Berater, die dem Kunden vorgaukeln, man könnte alles exakt planen. Schließlich machen Computer nichts anderes wie vorgefertigte Programme abzuarbeiten. Also alles ist fest geplant, da kann gar nichts schief gehen. Aber diese Zeiten sind seit knapp 25 Jahren vorbei. Die Systeme sind so komplex und bauen aufeinander auf, dadurch entsteht ein Zusammenspiel, ähnlich einem Ökosystem. Ich kenne mich wirklich sehr, sehr gut mit Computern aus, und gerade deswegen habe ich schon Respekt vor dem simplen Hochfahren eines Windows-Rechners. Was da bereits alles geschieht, ist im Detail kaum nachzuvollziehen. Und doch ist es erst die Basis für alle Software die dann darauf läuft.
Deswegen verlasse ich mich auf nichts. Nehmen wir als Beispiel das Content Management System eforia, mit dem ich "Leben ohne Diät" betreibe. Die Grundlage ist ein Server (meist mit Linux) mit Webserver (meist Apache). Als Datenbank und Scriptsprache kommt die tdbengine zum Einsatz. Für automatisierte Aufgaben werden sogenannte Cronjobs benutzt, die in vordefinierten Zeitabständen Programm starten. Das ist eine Grundfunktion von Linux. Doch kann ich mich darauf verlassen? Ich tue es nicht. Ich habe eforia eine Jammerfunktion eingebaut. Die meldet sich, wenn irgendwas nicht läuft, wie es soll. Dazu gehört eben, wenn der Cronjob für längere Zeit nicht ausgeführt wurde. Aber auch wenn eine Mail zu verschicken ist, und das aus irgendeinem Grund (Mailserver-Problem?) nicht klappt. Aber auch die simple Prüfung, ob noch genug Festplattenplatz zur Verfügung steht, gehört dazu.
Wenn man Kunden betreut ist es übrigens sehr angenehm, wenn man nicht warten muss, bis der einem sagt "Seit 2 Wochen bekommen wir keine Emails mehr", sondern ihn aktiv über Probleme auf seinem Server informieren kann, lange bevor er es merkt. Gerade am Wochenende hatte ich wieder einen solchen Fall, wo die Homepage unserer Schule das Jammern anfing, weil der große Hoster mit der einfachen Addition im Namen wohl am Server gewerkelt hat.
Wie auch immer. Zuverlässige EDV-Systeme kann man nur entwickeln, wenn man sich eben nicht auf sie verlässt. Wobei ich weder das System von Weleda kenne noch weiß, was dort im Detail passiert ist. Ich kann bei dem Thema halt einfach nicht still sein. 8-)