Der allgemeine Gesundheitsratgeber beinhaltet auch Kapitel über die Ernährung. Auf Seite 129 geht es um Zucker. Dieser wurde damals mit Ultramarin gefärbt, um ein besseres Weiß zu erhalten:
Die bläuliche Weiße des Zuckers wird künstlich erzeugt, da selbst die reinsten Zuckersorten einen Stich ins Gelbliche haben. Das zur Farbenverbesserung allgemein gebrauchte Mittel ist das Ultramarin, eine in Wasser unlösliche Substanz, die sich nach Auflösen des Zuckers bei längerem Stehen als blauer Niederschlag absetzt. Wenn bisher auch keine schädlichen Folgen von Ultramarin bekannt sind, so liegt doch immer etwas Bedenkliches in dem Umstande, daß bei dem fortwährenden Gebrauche größere Mengen solcher Stoffe vom Körper aufgenommen werden.
Honig wurde gleich komplett gefälscht. Auf Seite 130 schreibt Dr. Springer:
Die ganz guten Sorten sind hellgelb und klar, die geringeren Sorten dunkler und oft trübe. Leider hat sich die Fälschung auch dieses Gebietes bemächtigt und Honigsorten auf den Markt gebracht, die mit dem echten Bienenhonig nur noch den Namen gemein haben. Sie bestehen meistens aus gefärbtem Stärkesirup, dem allerlei Substanzen zugesetzt werden, wie Mehl, Gummi, Wachs, um den Anschein der Echtheit zu erwecken. In der Schweiz wird vielfach ein aus Birnen fabrizierter Honig fälschlich als Bienenhonig besonders dem Reisepublikum verabfolgt.
Im gleichen Kapitel auf Seite 131 steht über Konditorware:
Die Konditorwaren kommen nur als Luxusartikel in Betracht, verlangen jedoch trotzdem Erwähnung, weil für die weniger bemittelten Kreise Nachahmungen fabriziert werden, die nicht selten direkt gesundheitsschädlich sind. Das billige Naschwerk ist ein Gemisch minderwertiger Substanzen. Um das Gewicht zu erhöhen, wird Gips oder Schwerspat zugesetzt. An die Stelle des Honigs tritt der billige Kartoffelzucker, in dem schon mehrfach Arsenik nachgewiesen wurde, und der Fruchtgeschmack wird durch künstliche Essenzen erzeugt, die mit Früchten nie etwas zu tun hatten. Auch die zur Verwendung gelangenden Farbstoffe sind sehr häufig bedenklicher Art und können direkt giftig wirken. Besonders die lebhaft grünen Zuckerfarben sollten stets mit Mißtrauen betrachtet und nicht gekauft werden, da sie schon vielfach durch Arsenikgehalt zu schweren Vergiftungen geführt haben.
Direkt anschließend erklärt Dr. Springer Saccharin, das es damals nämlich auch schon gab:
Das Saccharin. Den natürlichen Süßstoffen reiht sich ein künstlicher an, das Saccharin. Es ist ein chemisches Kunstprodukt, das 500 mal süßer ist als Rohrzucker und deshalb häufig als Zuckerersatz und zu betrügerischen Zwecken verwendet wird. Für die Ernährung spielt es gar keine Rolle, da ihm jeder Nährwert abgeht; zudem hat es einen so widerwärtig süßen Geschmack, daß es nur mit Widerstreben genossen wird. Von Bedeutung ist es jedoch in der Ernährung zuckerkranker Personen, denen es einen gewissen Ersatz für den ihnen verbotenen Zucker gewährt.
Ich liebe solche alten Bücher. Man erfährt nebenbei viel über die damalige Zeit und vor allem die persönliche Wahrnehmung wird zurecht gerückt. Irgendwie glauben die meisten Menschen doch, sie wären weiter entwickelt als "früher". Bei genauerer Betrachtung sind die Unterschiede aber marginal.
Hier noch einige Fotos: