1.5. Der verwirrte Appetit
Es muss also etwas geben, das den Appetit täuscht, verändert und unbrauchbar macht. Die wirkliche Ursache zu finden ist nicht einmal so schwer. Es ist zum Beispiel lange bekannt, dass künstliche Süßstoffe eine appetitanregende Wirkung besitzen. Bei Tieren wird dieser Effekt zur Mast eingesetzt. Der Körper schmeckt „süß“ und erwartet Energie, die er aber nicht in der suggerierten Menge bekommt. Dadurch entsteht ein Hungergefühl, das dann zur weiteren Nahrungsaufnahme anregt.
1 kg Mehl im Messbecher und 0,5 kg auf der Waage; das ist die Menge an Zusatzstoffen, die jeder Bürger im Jahr zu sich nimmt
Eigentlich kein Wunder, wenn der gesunde Appetit dabei verwirrt wird. Ein Brot, wie wir es heute im Supermarkt abgepackt kaufen können, hat teilweise nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Brot gemeinsam, das von einem traditionellen Bäcker mit natürlichen Zutaten gebacken wurde. Aber es schmeckt ganz ähnlich. Genau das ist das Ziel der Industrie: Billige Lebensmittel, die fast identisch schmecken wie hochwertige.
Aber die Industrie beginnt nicht erst bei der Verarbeitung. Man spricht auch von der industriellen Landwirtschaft. Seit der Einführung von Kunstdünger wachsen Pflanzen um ein Vielfaches schneller. Tomaten werden auf Glaswolle gezogen. Die Nährstoffe liefert ein Chemiecocktail. Dieser enthält auch gleich alles, was notwendig ist, um entstehende Probleme durch die artfremde Zuchtmethode auszugleichen. Aber auch die „normalen“ Pestizide sind ein enormes Problem. Viele davon sind hormonell wirksam, was bedeutet, dass sie wie ein körpereigener Botenstoff wirken. Dadurch greifen sie in die interne Funktionsweise des menschlichen Organismus massiv ein.
Ein normales, konventionelles Schwein wird in 25 Wochen auf 110 kg gemästet. Spezielles Kraftfutter macht das möglich. Dabei erfolgt die Haltung auf kleinstem Raum, meist auch im Dunkeln. Sein kurzes Leben ist eine einzige Qual. Die daraus entstehenden negativen Folgen auf die Gesundheit des Tieres werden durch Medikamente, oft schon vorsorglich, ausgeglichen.
Das ist es, was uns die Industrie tagtäglich vorsetzt. Um Zeit und Geld zu sparen, wird ohne Rücksicht auf Verluste optimiert. Was an Geschmack fehlt, wird chemisch ersetzt. Unser Appetit wird dadurch vollkommen verwirrt.
Die meisten Menschen sind sich gar nicht bewusst, wie das, was sie essen, wirklich produziert wird. Die Werbung suggeriert uns das Bild von blühenden Almen und glücklichen Tieren. Nur leider sieht die Wahrheit anders aus.
Am deutlichsten macht es vielleicht ein Zitat von Karl Ludwig Schweisfurth: „Mir war schlagartig klar, dass Fleisch von derart gequälten Tieren keine lebensfördernde Nahrung für uns Menschen sein kann.“
Und er muss es wissen: Der gelernte Metzger machte aus einem kleinen Familienbetrieb Europas größtes fleischverarbeitendes Unternehmen: Herta. 25.000 Schweine und 5.000 Rinder wurden damals wöchentlich verarbeitet. 1984 verkaufte er das Unternehmen und züchtet seitdem Schweine nach biologischen Grundsätzen. Seine von ihm gegründete Stiftung setzt sich für die Erforschung von gesunder und naturgemäßer Ernährung ein.
Aber was haben industriell produzierte und veränderte Lebensmittel mit Übergewicht zu tun? Der Zusammenhang ist verblüffend deutlich: Weltweit steigt die Zahl der Übergewichtigen. Und zwar genau dort und in dem Ausmaß, wo und wie industrielle Lebensmittel konsumiert werden – in den so genannten Industrienationen.
Hier eine Übersicht des Anteils von Übergewichtigen in den 80er Jahren und heute:
USA: 14,5 % -> 31 %
Großbritannien: 8,5 % -> 23 %
Brasilien: 7 % -> 19 %
Deutschland: 11 % -> 19 %
In China hat sich die Anzahl fettleibiger Kinder in den letzten 10 Jahren sogar verfünffacht.
USA: 14,5 % -> 31 %
Großbritannien: 8,5 % -> 23 %
Brasilien: 7 % -> 19 %
Deutschland: 11 % -> 19 %
In China hat sich die Anzahl fettleibiger Kinder in den letzten 10 Jahren sogar verfünffacht.
Dieser Text ist aus der ersten Auflage des Buches "Leben ohne Diät" aus dem Jahr 2005.
Die 2. Auflage wurde grundlegend überarbeitet und enthält 30% mehr.
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1.4. Über den Appetit | 1.6. Worauf kommt es bei Übergewicht also an? | |||
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